Rathaus Stuhr
– 09.02.2010 – Bremen-Krimi-Lesung von Joe Schlosser – www.kreiszeitung.de
Bevor zur Lesung des neuesten Bremen-Krimis von Joe Schlosser der lokalpolitische braune Sumpf der Neonazis beschritten werden konnte, galt es die weiße Pracht auf den Straßen Richtung Stuhrer Rathaus zu bewältigen.
Gepaart mit dem Heimspiel von Werder Bremen und einer Direktübertragung im Fernsehen ergab es für den Krimiautoren eine eher spärliche Fangemeinde. (…) Die kamen bei „Wille zur Macht“ indes voll auf ihre Kosten, denn Joe Schlosser hat nicht nur eine gute Schreibe, sondern auch eine gute Vorlesestimme. Leichte Kost holte Joe Schlosser aber nicht aus seiner dunklen Aktentasche. Seine offensichtlich sehr gut recherchierten Beschreibungen von Kriegsgebieten in Nicaragua, der braunen Szene in Bremen, Lebensgewohnheiten im Viertel, politischer Präsenz, Details von Straßen und Gebäuden bis hin zu punktgenauen und nicht gerade appetitlichen Einzelheiten von Morden und Misshandlungen ließen des Öfteren den Atem stocken.
Nicht leicht hat es die Leiterin der Mordkommission Mechthild Kayser einen wahrlich undurchsichtigen Fall mit ihrem Team zu lösen. Christian Dunker ist in seiner Bremer Wohnung bestialisch ermordet worden. Sein Lebensweg führt Richtung Nicaragua, zieht den roten Faden nach Bremen in lokalpolitische Kreise bis hin zum Verfassungsschutz und der russischen Mafia.
„Wie kommt man auf so etwas“, beantwortet Joe Schlosser mit einem wissenden Lächeln. Die Gedanken von einem scheußlichen Mord paarten sich bei ihm mit dem realistischen Anblick einer „ungewöhnlichen Konstellation von Menschen an einem Tisch“. Die kriminalistischen Gedanken hatten somit einen besten Ausgangspunkt, der schließlich nach 208 Seiten als „Wille zur Macht“ auch ein überaus spannendes Ende findet, ganz nach dem Gefühl der Ermittlerin Mechthild Kayser „das gibt noch Ärger“.